Urlaub 2.0 – und eine kleine Verletzung meiner Prinzipien

Mein nächstes Reiseziel

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Immer persönlich, nie privat. Das ist meine Marschroute für das ganze Bloggen und Twittern und Facebooken und Flickrn und so. Ich halte diese Leitlinie nicht immer ein (wie mir unsere Volontäre bei der Social-Media-Schulung neulich vor Augen geführt haben), aber ich versuche mich daran zu orientieren. Ich schreibe über meinen Job und die Revolutionen in der Medienbranche [die die Grenze zwischen Beruf und Privatleben manchmal einreißen].

Das Allermeiste twittere und blogge ich nicht – und oft genug lösche ich einen Tweet, bevor ich ihn abschicke. Im Internet soll eben kein öffentliches Logbuch meines gesamten Lebens entstehen. Ich will nicht meinen Musikgeschmack thematisieren, über Nachbarn oder meine Urlaube berichten. Das muss niemanden interessieren.

Mit diesem Blogpost verletzte ich diese Grenze möglicherweise. Denn es geht im weitesten Sinne um Urlaub und ich schreibe trotzdem darüber. Morgen fliege ich nach Toronto (Kanada). Und das ist dann aus dreierlei Gründen vielleicht doch für diese Blog-Öffentlichkeit interessant. Denn selten war ein Urlaub für mich so zweinullig.

—–Urlaubsvorbereitung 2.0—–
Tja, wie hat man sich eigentlich früher auf einen Urlaub vorbereitet? Wir erinnern uns: Man hat den Urlaub im Reisebüro gebucht, man hatte zuvor in ein paar Kataloge geguckt, sich anschließend Reiseführer (Bücher) gekauft, man hatte den Liebsten die Nummer des Hotels aufgeschrieben und ist viel zu früh („Haben wir die Tickets??“) zum Flughafen gefahren. Dass man sich heute per Google Maps den Urlaubsort anschaut, unweigerlich die Hotel-Bewertungen checkt und den Flug per Internet bucht, ist keine Neuigkeit.

Doch in den letzten Tagen ertappte ich mich dabei, wie ich mich ständig selbst daran erinnerte: „Nicht vergessen, Du brauchst noch Urlaubs-Apps!“ Und so habe ich jetzt nicht nur die Apps von Lufthansa und Air Canada auf meinen iDingern, sondern auch ein News-App (News Can+), ein Wohnmobil-App (RV Canada), Verkehrs-Apps (TOTraffic und TransitGuru) und natürlich den Toronto City Guide von Lonely Planet.

Google Street View habe ich bewusst nicht benutzt. Ein bisschen überraschend sollen die Reiseziele ja noch sein…

—–G8/G20-Gipfel—–
Seit vorletzter Woche weiß ich, weshalb es so schwierig war, in Toronto ein Hotelzimmer zu kriegen. Toronto wird Ende der Woche der Schauplatz des kombinierten G8- und G20-Gipfels.

Während Barack, Angie und die anderen Retter der Welt im Metro Convention Centre tagen, werden sie von einem drei Meter hohen Zaun geschützt. Am Freitag war der Zaun bereits sechs Kilometer lang, zur Freude von Torontos Einwohnern und uns Toronto-Touristen. Ich bin gespannt, welche Stimmung in der Stadt herrscht. Weil die Gipfel der Weltpolitik auch immer Gipfel des Wahnsinns sind, kommen hier ein paar irre Fakten:

  • Der Doppelgipfel kostet eine Million kanadische Dollar pro Minute. Gesamtkosten: 1,2 Milliarden CAD.
  • Die USA haben eine Reisewarnung für Toronto herausgegeben. Na super.
  • Die G8-Chefs treffen sich zunächst in einem Resort in der Wildnis etwa 250 Kilometer nördlich von Toronto. Dort konnten sich nur wenige hundert Journalisten akkreditieren. Der Rest muss im Medienzentrum in Toronto auf die Ankunft der G8-Leader warten. Deswegen wird dort ein künstlicher Indoor-See („Fake Lake“) angelegt, mit Kanus und allem Schnickschnack. Kosten: 1,9 Mio. Dollar. Das Medienzentrum liegt übrigens direkt am Lake Ontario. Man könnte also auch einfach vor die Tür gehen.
  • Viele Hotelzimmer in Toronto wurden von Spürhunden gecheckt. Sie haben keine Bomben gesucht, sondern Wanzen (ja, die kleinen Tiere!). Danke für den Service!
  • Eine Liste der Verschwendungen: G8 leaders will bypass upgraded North Bay airport

Die Organisatoren und Sicherheitskräfte nutzen Social-Media-Kanäle zur Kommunikation, zum Beispiel diesen Twitter-Account, dem ich natürlich nun auch folge: http://twitter.com/G8G20ISUca

Der Toronto Star macht bereits jetzt eine sehr gute Online-Berichterstattung über den Wahnsinn. Gipfelgezwitscher gibt’s hier: http://twitter.com/Star_G8G20

—–Verrückte Party 2.0—–
Ein Grund für die Kanada-Reise ist die Einladung zu dieser verrückten Party: http://www.2010party.com. Die Gastgeberin plant diese Party an diesem Tag seit zehn Jahren. Interessant: die Zweinull-Elemente. Per Paypal kann man einen Partyzuschuss geben, die 300 Mitglieder der Facebook-Gruppe bilden bereits munter Fahrgemeinschaften, getwittert wird auch (http://twitter.com/06262010party) und konsequenterweise wird es auch eine Twitterwall geben: http://twubs.com/2010party

Ich muss packen. Also bis bald.

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P.S.: Liebe zwonullige Einbrecher, ihr müsst es erst gar nicht versuchen. Eine Bekannte wohnt in der Zwischenzeit bei uns.
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2 Antworten zu Urlaub 2.0 – und eine kleine Verletzung meiner Prinzipien

  1. anmara schreibt:

    Wunderbarer Post :)) Ich glaube, da ist er erlaubt, eine Ausnahme zu machen. Wenn Du es den willst. Bin übrigens auch bald im Urlaub, und ich habe mich entschlossen, keine Updates zu twittern oder zu bloggen. Auch wenn es sehr verführerisch wäre. Brauche aber dringend mal down time, und zwar so richtig.

  2. anmara schreibt:

    Und vieeeeeeeeel Spaß in Toronto natürlich! Beneide Dich!!!!!

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